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MZ vom 24.01.2002
Auftrieb im Untergang
Von GÜNTER KOWA
Eine Hiobsbotschaft wird zum Startsignal für den Aufbruch in eine neue Zukunft. In den ostdeutschen Städten kann niemand mehr die Augen vor dem Einwohnerschwund mitsamt seinen dramatischen sozialen und ökonomischen Folgen verschließen. Das Gegensteuern, das jetzt einsetzt umzudeuten in Verheißung, kommt einem Geniestreich der Politik gleich.
Dem entspricht der taktisch kluge Schachzug, das milliardenschwere Programm "Stadtumbau Ost" mit einem Wettbewerb um die besten Konzepte einzuleiten. Die beteiligten Städte sehen sich auf diese Weise ermutigt und angespornt. Wenn bald am Bauhaus Dessau auch noch die geplante "Internationale Bauausstellung" herausragende Projekte in den Status internationaler Modellhaftigkeit erhebt, dann wird bald alle Welt glauben, ein Untergangsszenario sei die beste Grundlage für Zukunftsvisionen.
Niemand täusche sich aber, dass im Osten Städte (und Gemeinden erst recht, ja ganze Landstriche) durch die Abwanderung gerade ihrer jungen Bevölkerung im Lebensnerv bedroht sind. Es ist beachtlich, wie die Stadtplaner die Herausforderung annehmen, der schrumpfenden Stadt neue Qualitäten zu verleihen, die zum Hierbleiben bewegen sollen. Aber für den einzelnen dürfte diese Entscheidung in erster Linie von wirtschaftlichen Faktoren abhängen. Diese sind es, die den Osten noch auf lange Sicht benachteiligen.